Astrid Eisenkölbl,
"Neue Therapiemöglichkeiten der spinalen Muskelatrophie"
, in Pädiatrie und Pädologie, Seite(n) 59?66, 3-2021, ISSN: 1613-7558
Original Titel:
Neue Therapiemöglichkeiten der spinalen Muskelatrophie
Sprache des Titels:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Seit einiger Zeit stehen für die Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA) Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung, die den Verlauf der Erkrankung erheblich beeinflussen können. Unbehandelt ist diese neuromuskuläre Erkrankung immer progredient und führt bei der schwersten Verlaufsform SMA Typ 1 meist innerhalb von 24 Monaten zum Tod. Der genetische Defekt liegt auf dem Survival-motor-neuron-1-Gen (SMN1-Gen). Dies führt zu einem Verlust von SMN1-Protein und damit zum Untergang von Motoneuronen. Bei allen Patienten liegt das SMN2-Gen, das nur etwa 10 % funktionstüchtiges Protein bilden kann, in unterschiedlicher Kopienanzahl vor und beeinflusst den klinischen Schweregrad der Erkrankung, wobei fließende Übergänge zwischen den einzelnen Typen zu beobachten sind. Das erste für die SMA zugelassene Medikament ist Spinraza®, ein Antisense-Oligonukleotid, das intrathekal verabreicht wird, das mRNA-Splicing verändert und so zu einer vermehrten Produktion von SMN2-Protein führt. Das zweite zugelassene Medikament ist Zolgensma®. Dabei handelt es sich um eine Genersatztherapie, bei der das SMN1-Gen mittels eines Virusvektors als Einmalinfusion in den Körper eingebracht wird, um dann funktionierendes SMN-Protein zu bilden. Kurz vor der Zulassung steht außerdem Risdiplam®, dies ist ein sogenanntes ?small molecule? und setzt wie Spinraza® am SMN2-Gen an. Der Vorteil besteht in der Möglichkeit der oralen Einnahme. In allen Studien zu diesen Medikamenten wurde gezeigt, dass ein möglichst früher, am besten präsymptomatischer Beginn die besten Ergebnisse in den motorischen Scores für die Patienten erbrachte. Ein Neugeborenen-Screening könnte die betroffenen Kinder noch vor Symptombeginn detektieren.