Informelles Lernen an der Hochschule? Ein Irrtum und seine möglichen Folgen
Sprache des Vortragstitels:
Deutsch
Original Tagungtitel:
Informelles und formelles Lernen an der Hochscule
Sprache des Tagungstitel:
Deutsch
Original Kurzfassung:
Der Vortrag bringt zunächst mit den vielfältigen Erscheinungsformen des Erfahrungswissens in Berührung und zeigt, dass es sich dabei um ein hochgradig implizites Wissen handelt. Menschen haben an der Erfahrung gelernt, ?wissen?, wie es geht ? vermögen ihr Wissen aber nicht oder kaum in jenen Formaten darzustellen, die konventionelle Prüfungen in Bildungseinrichtungen ihnen in der Regel abverlangen. Dort nämlich geht es viel häufiger darum, Fragen zu beantworten, als schlicht zu zeigen, dass man etwas kann.
In einem zweiten Schritt wird gezeigt, welche Grenzen einer Formalisierung dieses impliziten Wissens entgegenstehen. Meist können Menschen ihr ?Wissen? hinter ihrem praktischen Können nur bruchstückhaft explizieren. In manchen Fällen kann auch sorgfältige Analyse ihrer Leistungen die "tricks of the trade" nicht befriedigend freilegen. Und dort, wo versucht wird, Erfahrung durch formelle Beschulung zu ersetzen, zeigt sich, wie sehr sich Erfahrungswissen dem Zugriff durch Bildungseinrichtungen entwindet ? sei es, weil das erworbene Buchwissen träge bleibt und den Weg in die Anwendung nicht findet, sei es, weil durch die Anwendung Formen eines Dienstes nach Vorschrift entstehen, die mit erfahrungsgeleiteter, flexibler Praxis nur mehr wenig gemein haben.
Im dritten Schritt wird das Verhältnis zwischen formellem und informellem Lernen diskutiert. Muss formelles Lernen praktischer werden? Soll informelles Lernen erhoben, gemessen, expliziert, validiert, zertifiziert und an die Logik formellen Lernens angepasst werden? Oder sollen Schulen und Universitäten aufhören, mit der Praxis des Lebens konkurrieren zu wollen, und sich stattdessen selbstbewusst eines anderen Auftrages annehmen: der Intellektualisierung des Menschen durch Verbegrifflichung und Distanz, des Aufbaus von Sachkompetenz und Reflexionsfähigkeit im Dienste nicht bloß praktischer Tüchtigkeit, sondern vor allem auch moralisch-mündiger Handlungsfähigkeit?
Sprache der Kurzfassung:
Deutsch
Vortragstyp:
Hauptvortrag / Eingeladener Vortrag auf einer Tagung